
Venedig
Venedig im Sommer- zu heiß, zu voll, zu teuer und zu müffelig. Ja genau das hatte ich von vielen Seiten schon oft gehört. Dennoch machten Andi und ich uns in einem August auf in diese ganz besondere Stadt.
Da ich 2010 noch Studentin war – und Venedig ja gnadenlos überfüllt sein sollte – schliefen wir in einem Bungalow auf dem Campingplatz Alba D’Oro. Von dort fuhr ein Bus mehrmals am Tag in die Stadt. Den nahmen wir meistens am frühen Nachmittag, während wir uns vormittags im Pool erfrischten, denn heiß war es aufjedenfall schon mal.
Aber war es auch zu voll, zu teuer und würde es in Venedig zum Himmel stinken? Als wir in der Stadt ankamen, war uns das alles total egal, denn es war Liebe auf dem allerersten Blick. Die Brücken, die wunderschönen Häuser, der Canal Grande und die kleinen abgehenden Kanäle. Die alten Gassen, die schönen Geschäfte, die Einwohner, die ihre Wäsche zwischen den Häusern auf Leinen aufhängten. Die Schulkinder, die im Park Fußball spielten, das Gelati vom fröhlichen und charmanten Eisverkäufer mit der weißen Kappe auf. Die Blumenkörbe an den Fenstern, die grünen und türkisen Holzfensterläden und natürlich die Gondoliere, die Venedig den letzten Schliff verleihen.
Ja, dieses Venedig war es in das wir uns verliebten und durch dessen Gassen wir Tag für Tag schlendern könnten. Dieses Venedig scheint beinahe schon kitschig. Vielleicht ist es das auch irgendwie, aber es ist doch authentischer als ich vorher gedacht habe.
Mich haben weniger der berühmte Markusplatz oder der Dogenpalast gefangen genommen. Viel mehr war es dieses schöne Gefühl, jeden Tag bis in den späten Abend durch Venedigs Gassen zu laufen und immer wieder Neues zu entdecken. Wir liefen buchstäblich immer der Nase nach (manchmal auch direkt zu der leckeren Pizza an der Rialto Brücke) und verloren uns in den engen, dennoch einladenen Gassen. Wir fanden stille Momente, aber auch Momente voller Leben.
Und so haben wir uns dann auch verliebt in diese wunderschöne Stadt, die so einzigartig und besonders ist.
Wir selbst haben uns ganz ohne Reiseführer durch die Stadt bewegt und genau das ist auch mein Tipp an euch: Lasst euch treiben, kehrt in die kleinsten Gassen ein, bewegt euch rechts und links entlang, bewegt euch im Kreis, bewegt euch vorwärts und rückwarts. Folgt dem Canal Grande und folgt ihm auch nicht. Venedig selbst ist die Sehenswürdigkeit!
Und hier noch ein paar allgemeine Tipps:
- Über den Canal Grande könnt ihr mit den öffentlichen Fähren bzw. Vaparettos (Wasserbusse) fahren. Diese fahren auch zu den kleinen neben gelagerten Inseln. Oder zum Beispiel zum Friedhof der Stadt, der durchaus einen Besuch wert ist.
- Ich empfehle eine Unterkunft außerhalb Venedigs, also auf dem Festland. Vorallem im Sommer. Für uns waren es keine großen Umstände täglich rein und raus zu fahren(auch noch sehr spät Abends). Im Gegenteil, wir hatten ja sogar noch einen Swimmingpool und ein Pizza Restaurant auf unseren Campingplatz.
- Seid beim Essen vorsichtig. Wir haben uns für 15,00 Euro pro Person Wasser und Lasagne bestellt. Auf den Teller kam dann ein beinahe mikroskopisch kleines viereckiges Stück, welches uns sattmachen sollte. Es gibt in Italien primi und secondi Platti. Erster und zweiter Gang. Die Lasagne zählte zum ersten Gang und sollte so wohl nur ein kleiner Vorgeschmack sein. Den zweiten Gang für doppelt so viel Euros haben wir uns aus Protest gespart.
- Wenn ihr z.B. den Dogenpalast besuchen wollt, euch aber die wahnsinnige Schlange davor sparen wollt, kauft euch in einem anderen Museum, dass weniger Touristen anlockt ein Kombiticket. Danach könnt ihr in einer gesonderten Schlange zum Dogenpalast.
- Venedig zu Fuß erkunden! Und sich dabei ruhig verlaufen. Denn so entdeckt man die schönsten Dinge
- Dennoch: Einmal mit dem Wasserbus über den Canal Grande fahren (muss schön sein. Als wir es uns am letzten Tag vorgenommen hatten, wurde leider gestreikt. )
- Und vor allem: Lasst euch nicht abschrecken von einem Venedig über das gemunkelt wird, es würde bestialisch stinken und hoffnungslos überfüllt sein. Venedig, mit seinem ständigen Bezug zum Wasser, ist eine der schönsten Städte, die ich bisher in meinem Leben kennengelernt habe. Wenn nicht sogar die schönste Stadt.
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Janine
Erdbeerfee. Tanzprinzessin. Ostseesprotte. Keksteig Junkie. Sommerseele. Dackelfrauchen. Kurzreisende. Weltreisende. Verliebt in unseren schönen Planeten.
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10 Kommentare
Detlef Zabel
Hallo Janine,
schön dass es Euch auch so erging. Auch wir haben versucht, uns von den schlechten Meinungen über Venedig nicht beeinflussen zu lassen und sind in diesem Jahr Ende Juli für zwei Tage dort gewesen. Ja, es war voll, aber eben nur bei den Hauptattraktionen, ja, es war teuer – dann einfach nicht alles kaufen, ja, es war heiß – dann eben nicht im Hochsommer hinfahren und nein, es hat nicht gestunken. Wir waren ebenfalls beeindruckt von dieser tollen Stadt und wollen unbedingt noch einmal hin. Der Frage: „Venedig – muss das sein?“ bin ich nachgegangen und die Antwort kannst du bei mir lesen.
Viele Grüße, Detlef
Janine
Hallo Detlef,
man darf sich gern die Tipps (oder das Abraten) von anderen anhören, aber letztlich sollte man sich doch immer selbst seine Meinung bilden. Venedig ist eines der besten Beispiele dafür :)
LG Janine
4aufeinenstreich
Hallo Janine,
wir können deine Erfahrungen von Venedig auch nur bestätigen. Waren dort letztes Jahr im Sommer zusammen mit unseren Kindern. Im Vorfeld war ich ehrlich gesagt, etwas skeptisch, aber wir verbrachten dort ein paar traumhafte Tage. Wir wohnten auf dem Lido, von dem es bequem mit ‚vaporetto‘ ins Zentrum ging und wo wir direkt am Strand wohnten. Jederzeit wieder – war toll!
Janine
Ich glaube es erzählen nur immer alle Venedig sei so schlimm, damit sie es für sich haben. ;-)
Auf dem Lido wohnen wollten wir damals auch erst, hatten aber nichts passendes gefunden. Das wäre nächstes Mal auf jeden Fall auch noch eine richtig gute Option. Denn bei uns heißt es auch – jederzeit wieder. :-)
ilona
Na, da hattet ihr wirklich ein Händchen! so leer hab ich Venedig bei meinen zwei Besuchen nicht gesehen. Allerdings war ein Besuch während des Karnevals und der andere mit der Schule – also Hotspots abklappern. Sollte mal wieder hin (das habe ich vorhin erst auf einem anderen Blog geschrieben – so viel Urlaub hab ich doch gar nicht.)
Janine
Dafür das in Venedig Hauptsaison herrschte, war es wirklich gut. Klar war es an den Hotspots überlaufen, aber eben nur da. Liebe Ilona. Du musst unbedingt nochmal hin. Und dann schön durch alle Seitengassen..nur nach Gefühl laufen. Das wird toll! Versprochen!
Und ja, Wenn man doch soviel Urlaub wie Träume hätte.. :-)
my family on tour
Da bin ich aber froh, dass es hier so viele Venedig-Befürworter gibt. Ich wollte immer meine Hochzeitsreise nach Venedig machen und war durch die Kritik an der Stadt schon sehr verunsichert. Dann kann ich also dabei bleiben. ;-) LG Ines
Janine
Ja, ja, ja!!!! Lass dir auch von niemanden etwas anderes erzählen. *grins* Venedig ist absolut traumhaft. Du kannst bei deiner Entscheidung aufjedenfall bleiben. :)
inka
„Mich haben weniger der berühmte Markusplatz oder der Dogenpalast gefangen genommen. Viel mehr war es dieses schöne Gefühl, jeden Tag bis in den späten Abend durch Venedigs Gassen zu laufen und immer wieder Neues zu entdecken.“
JA! Genauso ist es! Ich fand Venedig, trotzdem ich alleine dort war udn das ja eher was für einen zweisamen Urlaub ist, wunderschön. Allerdings war mein Programm für mich eben auch perfekt: Früh morgens aufstehen und durch die Gassen schlendern, dann im Zimmer arbeiten und ausruhen, am Abend wieder raus und rumschlendern. Das fand ich großartig. Und gestunken hat es überhaupt nicht, allerdings war iahc auch, hm, ich glaube im Mai dort.
LG /inka
Janine
Früh morgens und abends sind wahrscheinlich die schönsten Tageszeiten in Venedig. Wenn das Leben beginnt…und wenn wieder Ruhe einkehrt. Ich könnte immer wieder nach Venedig fahren. Immer wieder durch die Gassen streifen. Es ist so ganz ohne Verpflichtung. Ohne extrem viele Must Sees, denn Venedig und sein Treiben ist das einzige Must See. :)